Die richtige Kamera

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Sehr oft werde ich nach Kameraempfehlungen gefragt. Seit ein paar Jahren gibt es ja nun neben Kompaktkameras (auch „Knipsen“ genannt) und Spiegelreflexkameras (DSLR) auch die so genannten Systemkameras, sprich, kompakte, digitale Fotoapparate ohne Spiegel, bei denen man das Objektiv wechseln kann. Die Auswahl ist groß, die Verwirrung auch. Nicht nur bei den Hobbyfotografen. Auch unter den Profis ist das Thema „Systemumstieg?“ eines der am häufigsten diskutierten.

Um es vorwegzunehmen: Es ist egal, mit welcher Kamera Ihr fotografiert. Zumindest ist es Jacke wie Hose, ob Ihr Euch für eine DSLR, eine Systemkamera oder eine eher hochpreisige Kompakte entscheidet.

It’s all about the glass

Der Teufel sitzt im Detail, wie so oft. Denn wichtiger als der Kamerabody ist das Objektiv, das Ihr verwendet. Ich schwöre ja bekanntlich auf Festbrennweiten, und ich kann nur jedem, der ein bisschen kreativ fotografieren möchte, empfehlen, sie zumindest mal auszuprobieren. Ich garantiere einen großen Aha-Effekt!

Nun ja, und hier geht’s dann los. Lichtstarke Festbrennweiten sind meistens teuer. Wobei es Ausnahmen gibt, zum Beispiel die 50er-Brennweiten mit f1:1.8, die gibt es sowohl für Nikon als auch für Canon, um jetzt mal im DSLR-Bereich zu bleiben, für um die 100 Euro (neu!). Leider gilt das nicht für Sony, Olympus und Fuji, um mal drei der beliebtesten Hersteller von Systemkameras zu nennen. Die Bodys der Systemkameras sind etwas günstiger als die der vergleichbaren DSLRs, dafür hat man (noch) weniger Auswahl bei den Objektiven und muss oft tiefer dafür in die Tasche greifen. Man darf sich also nicht vom relativ günstigen Preis für eine Systemkamera (inkl. Kitobjektiv) täuschen lassen.

Lassen wir mal das leidige Thema Geld beiseite.

Der Sensor

Die Sensoren der Systemkameras sind denen der DSLRs ebenbürtig, teilweise sogar besser. Die Systemkameras können fast alles, was eine DSLR auch kann.

Der Sucher

Großer Unterschied: Der Sucher. Manche Systemkameras haben gar keinen (man fotografiert nur übers Display), manche haben einen, aber der ist dann elektronisch, sprich, man sieht durch den Sucher das elektronisch generierte Bild, so wie es dann auch wird, wenn man abgedrückt hat. Das hat Vor- und Nachteile.

Vorteil: Man sieht, was man tut. Vor allem, wenn man manuell fotografiert. Verschlusszeit zu kurz oder Blende zu weit geschlossen? Bild zu dunkel. Oder umgekehrt. Auch die Tiefenschärfe ist sichtbar, wenn man fokussiert hat. Bei der DSLR muss man, um sie zu sehen, die Blende manuell mit dem Knopf neben dem Objektiv schließen.

Nachteil: Das Bild ist halt elektronisch, bei manchen Kameras sehr gut, bei manchen nicht so. Manchmal passen die Farben nicht ganz. Und manche können es schlicht nicht leiden. Geschmacksache. Ich habe mich schnell daran gewöhnt.

Der Autofokus

Noch ein Unterschied: Der Autofokus. Viele bemängeln, der Autofokus von Systemkameras sei langsamer und ungenauer als der von Spiegelreflexkameras. Klar, wenn man hauptberuflich Sportfotograf ist, ist man z.b. mit einer Canon  oder Nikon Vollformat sicher besser beraten. Aber fürs Hobby genügt der Autofokus der Systemkameras. Zumal sie generell schneller sind als die „Großen“ – sprich, wenn das Kind auf einen zu rennt, macht man einfach eine Serienaufnahme mit 10 Bildern, eines davon wird dann schon scharf sein.

Der größte Vorteil der „Kleinen“ ist, dass sie eben klein sind. Wie heißt es so schön: Die beste Kamera ist die, die man dabei hat. Und wer schleppt schon täglich eine Nikon D7100 mit sich herum? Ich nicht.

Mein persönliches Fazit als Hobby- UND Profifotografin: Ich will beides. Ich liebe meine kleine Sony NEX, für die ich vier Linsen habe (16 mm 2.8, 35 mm 1.8, 50 mm 1.8 und ein altes, manuelles Helios mit 58 mm und 2.0) und ich liebe meine gar nicht so große Nikon D750, bei der ich hauptsächlich mit dem 35 mm 1.4 und dem 85 mm 1.4 unterwegs bin. Die Nikon ist ein Nachtsichtgerät. Das macht sie für mich beruflich sehr wertvoll, ich sag nur: Dunkle Kirchen. Und sie hat zwei Speicherkartenslots. Das entspannt mich auf Hochzeiten ungemein, ist aber für die Hobbyfotografie nicht relevant. Auch das Akku-Thema betrifft eher den beruflichen Fotografen. Mit einem Ersatzakku im Gepäck komme ich mit der Sony im Urlaub prima über den Tag.

Hier eine Beispielreportage unseres England-Trips im Frühsommer 2015, ausschließlich mit der Sony NEX 6 und dem 16 mm 2.8 sowie 35 mm 1.8 fotografiert: http://goettlicherfotografieren83.pixieset.com/roadtripdurchsuedengland/

Update, Januar 2015

Zu Weihnachten habe ich mir die Fujifilm X100T geschenkt. Eine Kompaktkamera (keine Knipse) für knapp 1200 Euro, bei der man das Objektiv nicht wechseln kann. Die eingebaute Linse hat eine feste Brennweite von 23mm, lichtstark mit Offenblende 2. Sie ist etwas kapriziös in der Bedienung, zumindest im Vergleich zur Sony, aber wenn man sich mal mit ihr angefreundet hat, macht sie richtig Spaß und liefert tolle Ergebnisse.

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Fujifilm X100T

Das Geniale an dieser Kamera: Man nimmt sie mit wie ein Smartphone. Muss nicht überlegen, welches Objektiv man dranschraubt, weil man keines dranschrauben kann. Hadert auch nicht mit dem zu Hause gelassenen 50er. Die Brennweite (23mm) entspricht den 35mm auf einer Vollformatkamera und ist äußerst flexibel. Tolle Stadt- und Landschaftsaufnahmen sind ebenso möglich wie Portraits.

Momentan ganz klar meine Favoritin für jeden Tag und für Reisen. Und, mal ehrlich, ist sie nicht bildschön?

Hier seht Ihr ein paar Bilder, die mit meiner Fujifilm X100T entstanden sind.

So, und nun viel Spaß beim Entscheiden …

Noch ein Tipp zum Schluss

Auf flickr könnt Ihr Euch gezielt Fotos ansehen, die mit verschiedenen Kameras gemacht wurden. Hier zum Beispiel Reisefotos, die mit der Fujifilm X100T gemacht wurden.

 

PS. Falls Ihr Euch eine der Kameras bei amazon anschauen oder gar kaufen wollt, könnt Ihr das über diese Links tun, da bekomme ich dann etwas Provision. Wenn nicht, macht es aber auch nichts. Den Artikel habe ich nicht deswegen verfasst.

Nikon D750
Sony Alpha 6000 (die Nachfolgerin meiner kleinen NEX 6)
Sony-Objektiv, 50 mm, f1:1.8
Sony-Objektiv, 35 mm, f1:1.8
Sigma 35 mm f1:1.4 ART für Nikon
Sigma 35 mm f1:1.4 ART für Canon
Sigma 85 mm f1:1.4 für Nikon
Sigma 85 mm 1:1.4 für Canon

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3 Gedanken zu “Die richtige Kamera

  1. Liebe Anette,als hätte ich auf diesen Beitrag und auf Dich gewartet🙏🏼jetzt hat es sich noch zusätzlich gelohnt Donnerstag da gewesen zu sein☺️da ich dich und deinen Blog kennengelernt habe👍🏼
    Ich habe mir vor knapp zwei Jahren als totale hobbyfotografin eine Sony nex-3N geholt und Rätsel die ganze Zeit schon welches objektiv ich mir hole!und wie du schon geschrieben hast,günstig ist das ja nicht gerade und da will man ja das richtige kaufen! Aber bei Fotografie mit Kindern ist das ja gar nicht so einfach das richtige zu finden insbesondere wenn man so wenig Ahnung hat wir ich!danke für deinen Beitrag,die Links schaue ich mir an und vlt hast du ja noch einen Tipp für mich bei der Auswahl!
    PS deine Fotos waren genial vom Treffen am Donnerstag so dass man deinen Empfehlungen wirklich folgen kann👍🏼👌🏼

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